Schuli Kliem, OHNE TITEL (Praktikumsbericht), undatiert
"Bis zu meinem letzten Jahr war ich auf einer Waldorfschule. Das Prinzip der Schule ist an für sich gut, jedoch hab‘ ich leider zwei linke Hände und war nicht von allen begeistert. So war es dann auch, als ich von dem Praktikum hörte, das wir antreten mussten: drei Wochen auf einen Bio-Hof in Dresden. Ich persönlich habe eine große Liebe zu Tieren und esse schon seit Jahren kein Fleisch. Jedoch hat mich die Idee, drei Wochen fern von Heimat und Freunden mit fremden Leuten zu leben, zunächst abgeschreckt und die Berührung zu Tieren fiel mir irgendwo schwer. Als ich dann also vier Wochen später mit gepackten Koffern vor einen Hof stand, habe ich nicht gedacht, dass es in jeglicher Hinsicht schön werden könnte. Es stellte sich schnell heraus, dass die Menschen nicht mein Fall waren. Sie waren unherzlich zu mir, den Mitarbeitern und den Tieren, sodass die Mitarbeiter dann auch schnell weg waren und ich alleine mit einer Mitschülerin da war, sodass man schnell Ärger für alle Fehler bekam. Schnell hab‘ ich dadurch dann auch Heimweh bekommen. Aber es gab dann doch etwas, das mir half: sich um die Schweine zu kümmern war das schönste in der gesamten Zeit, es sind so liebe und dankbare Tiere. Schnell hab‘ ich die Berührungsangst verloren und mich mit meiner Klassenkameradin in den Stall gesetzt, wo ich die kleinen Ferkel streicheln konnte und sie von uns aus der Hand gefüttert wurden.
Besonders viel Zuneigung hatte ich zu einem bestimmten Ferkel. Bei der Geburt war es aus den Stall gefallen und ausgekühlt, sodass es nicht wachsen und auch im Nahrungskampf mit seinen Geschwistern nicht überzeugen konnte.
Jeden Tag hatte ich Angst, das Schwein verhungert zu sehen. Jedoch hat es sich seinen Weg erkämpft und es konnte trotz körperlicher Nachteil gegen die Geschwister überzeugen. Ich hatte noch nie ein Tier auf der Hand. Ich hatte immer Angst. Aber dieses Tier war das erste, das ich einfach hochnehmen musste – ich gewann nur noch mehr Zuneigung zu ihm. Die Hofleiter wollte ihm nicht die Hilfe geben, die es benötigte, weshalb ich dann einen anderen Hof für das Tier gesucht habe und eine Patenschaft für dieses abgeschlossen habe. Ich kann es nun immer wen ich will besuchen. Es hat mir geholfen, gute Beziehung im Umgang mit Tieren beigebracht. Seitdem verstehe ich die Bedürfnisse von Tieren besser und hab nicht mehr Angst vor ihnen." (leicht lektoriert)